ON PERSONAL ARCHIVES AND IMAGES TRAVELING IN TIME

MQ Hof 8

MQ Arena 21

Eintritt frei

In Anwesenheit der Filmemacher*innen Lia Sudermann und Simon Nagy (Invisible Hands), sowie Lisa Heuschober (Kuratorin) und Martina Genetti (Kuratorin).

Vier Filme öffnen persönliche Archive – vier unterschiedliche Perspektiven auf Alltagsdokumentation aus der Vergangenheit. In Homevideos, Amateurfilmen und Familienalben findet sich Vergessenes, Verdrängtes, Geliebtes: Die Bilder rufen Erinnerungen hervor, bewahren, konstruieren und entlarven sie und eröffnen schließlich eine Reflexion über das Bedürfnis des Festhaltens, des Erzählens und den Widerstand gegen das Vergessen und die Unsichtbarkeit.

 

ON PERSONAL ARCHIVES AND IMAGES TRAVELING IN TIME widmet sich den Erinnerungen, die oft ungehört bleiben, die vergessen oder zurückgelassen werden, die durch ihre Zuordnung zum Privaten unzugänglich bleiben oder in ihrer Bruchstückhaftigkeit keine passende Sprache finden. Dabei sind es genau die Lücken die von dem erzählen, was uns im Bild verborgen bleibt: von den Gerüchen und Geräuschen der Vergangenheit, den aus den Bildern und Erinnerungen verschwundenen Gesichtern, vom scheinbar Alltäglichen, vom Offensichtlichen – und doch Unsichtbaren.

 

Die Filme öffnen Einblicke in Privates und Alltägliches, doch ihre Erzählungen werden nachempfindbar, entfalten vielseitigen Anknüpfungspunkte und stellen Bezüge zu kollektiven Erinnerungen und aktuellen Erfahrungen her.

Smells
ES 2022, 10 min., Kurzfilm, OmeU
Regie: Alba Esquinas


SMELLS wagt sich an die Gerüche und Geräusche der Vergangenheit, in einer fiktiven Kindheit, die durch den Geruch von Blut, Fleisch und Bleiche geprägt ist und auch so in Erinnerung blieb: “To think about my childhood is to think about smells”. Über die schwarzweiß-Fotos legen sich das Lachen spielender Kinder, das Wetzen der Messer und die Schreie der sterbenden Schweine. Die Gerüche bleiben uns jedoch verborgen und so öffnet SMELLS eine Reflektion über die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der Weitergabe von Erinnerungen.

 

I Am Trying to Remember
IR/CZ 2021, 15 min., Kurzfilm, OmeU
Regie: Pegah Ahangarani


Ein ausgelöschtes Gesicht auf einem Foto, eine Lücke in der Geschichte: Mit einer Kamera hielt Gholam seine Freunde, Familie und die iranische Revolution fest – er selbst ist jedoch aus den Bildern verschwunden. 30 Jahre später versucht die Filmemacherin sich an ihn zu
erinnern und erzählt die Geschichte seines Verschwindens aus ihrem Leben, aus dem Fotoalbum und aus den Gesprächen. Ihre Suche zeigt, wie sich persönliche Erinnerungen in kollektive Geschichte einordnen und berichtet davon, dass Erinnerung stets auch politisch umkämpft ist.

 

How Do You Measure A Year?
US 2021, 29 min., Kurzfilm, OF Englisch
Regie: Jay Rosenblatt


“What do you dream about? What scares you? What do you think about our relationship?” In Form einer persönlichen Tradition, stellt Jay Rosenblatt seiner Tochter 17 Jahre lang an ihrem Geburtstag dieselben Fragen. Die kurzen, flüchtigen und nie repräsentativen Ausschnitte, fügen sich zu einem Portrait über das Heranwachsen und Unabhängigwerdens, über die Beziehung zwischen Tochter und Vater. Ein intimes Archiv der Erinnerungen entfaltet sich und stellt die Frage, wie Zeit gemessen und festgehalten werden kann.

 

Invisible Hands
AT 2022, 12 min., Kurzfilm, OmeU
Regie: Lia Sudermann & Simon Nagy


Hände waschen Teller, Tische werden gedeckt und Weihnachtsbäume geschmückt. Über Home Movies und Amateurfilme aus den 60er und 70er Jahren sprechen die Filmschaffenden das Omnipräsente und doch Unsichtbare an: Arbeit. Denn sorgende Hände sind nicht nur liebende Hände, sie sind vor allem auch arbeitende Hände. Getarnt hinter Konzepten von “Alltag” und “Freizeit” greifen sie so eine Kontinuität von Unsichtbarkeit auf, die sich bis in unser Heute zieht.

Dieses Programm entstand aus einer Zusammenarbeit der Filmkuratorinnen Martina Genetti und Lisa Heuschober.


Gemeinsam arbeiten Martina Genetti und Lisa Heuschober in diversen Projekten mit Video- und Filmarbeiten, die sich verschiedener Archive bedienen und (wieder)gefundene Bilder in neue Kontexte setzen. Dabei befassen sie sich mit Blickregimen, reflektieren (Un-)Sichtbarkeiten in Erzählungen und hinterfragen Geschichtsschreibung durch Archiv und Sammlung.


Martina Genetti beschäftigt sich als Filmkuratorin und Kunsthistorikerin mit Denkmälern, Geschichtsschreibung und Erinnerungskultur. Gemeinsam mit dem Filmclub Tacheles hat sie 2022 die Filmreihe Beckermann an der Universität Wien veranstaltet. Sie ist Mitbegründerin des Filmverleihs KINEMA 21 und leitet seit kurzem den Filmwettbewerb beim Internationalen Jugend Medien Festival YOUKI.


Lisa Heuschober ist Kuratorin und Kulturschaffende. Ihr Interesse liegt in der Gestaltung cineastischer Räume, die Orte für Interaktion, Kollektivität und interdisziplinäre Schaffensprozesse sind. Seit 2022 leitet sie die Programmgestaltung von frame[o]ut Open Air Cinema.